2 – Die letzte Katze von Pula
Es wird Abend in der Hauptstadt von Istrien, und er beschließt, noch eine Runde in Richtung Hafen zu gehen. Vorbei am Amphitheater schlendert er durch den Park hinunter, in dem die untergehende Sonne lange Schatten wirft. Über dem Meer türmen sich bereits Wolken, das Wetter dürfte umschlagen, und schon wirkt das Hafengelände mit der Schiffswerft Uljanik fast ein wenig gespenstisch. Die Werft hat auch schon bessere Zeiten gesehen, über viertausend Menschen fanden hier Arbeit, jetzt wirkt sie still und verlassen, die Menschen sind weggezogen. Aber es gibt noch Leben bei den Gebäuden, die vielen zurückgelassenen Katzen haben sich in der näheren Umgebung in Schuppen und Gebäuderesten angesiedelt. Von hier aus machen sie wohl ihre Streifzüge in die danebenliegende Einkaufsstraße, um zwischen Bistros und Geschäften irgendetwas Fressbares zu finden. Er sieht die Sonne endgültig hinter den Wolken verschwinden und spürt plötzlich eine Berührung an seinem Fuß. Ein kleines Etwas hat sich angeschlichen und schaut ihn erwartungsvoll aus großen gelben Augen an. Er hockt sich hin und wundert sich, dass das Kätzchen so zutraulich ist, die Katzen, die ihm hier über den Weg gelaufen sind, machten eher einen verschreckten Eindruck. Es ist fast ganz schwarz, am Hals hat es einen weißen Fleck und an den Hinterbeinen weiße Socken. Das Tier fasziniert ihn, obwohl es ziemlich schlecht ernährt zu sein scheint, genießt es seine Zuwendung und beginnt laut zu schnurren. Schade, dass er nichts zu fressen in der Tasche hat, und schade, dass er jetzt wieder weiter muss. Beim Aufstehen fällt ihm auf, dass die Szene von allen Seiten beobachtet wurde, hinter jeder Ecke, jedem Baum leuchten Katzenaugen aus der Dunkelheit.Am nächsten Tag regnet es, und kurz vor der Heimfahrt vertritt er sich noch kurz die Beine. Er zieht sich die Kapuze über den Kopf und spaziert an Geschäften und Lokalen vorbei, um diese Zeit früh im Jahr und bei diesem Regen ist hier nicht viel los, selbst die Katzen scheinen auf besseres Wetter zu warten. Bis auf eine, denn plötzlich sitzt sie wieder da. Schwarz mit weißen Flecken und dünn und patschnass und ebenso zutraulich wie am Vortag. So kann er sie nicht hier sitzen lassen, er überlegt kurz, hebt das Kätzchen auf und nimmt es unter seine Jacke. Und schon schnurrt es wieder. Er geht zu seinem Auto und nimmt es mit nach Hause, nach Graz. Unterwegs kauft er ihr Futter und ist überzeugt, das Beste für das kleine Tier getan zu haben.Kurze Zeit darauf muss er beruflich wegziehen, er bringt das Kätzchen zu einer Bekannten, die in einem alten Bauernhäuschen mit Katzen und Hühnern auf dem Land lebt.Was das alles jetzt mit dem Pepper zu tun hat, erfahren wir in der nächsten Geschichte. Vor kurzem war er wieder in Pula und ist am Hafengelände entlangspaziert. Viele verfallene Gebäude waren saniert, die Werft war geschlossen, Gerümpel entsorgt, der ganze Bereich touristenfreundlich gestaltet. Und es war keine einzige Katze mehr zu sehen.
1 – Die Wunschliste
Also Ideen hat dieser Pepper, das muss man ihm lassen. Heute hat er mir nahegelegt, also eher … nahegeschmust, dass er Verständnis dafür hat, dass ich nicht ganz dicht sei.Also eher ein bisschen begriffsstützig. Eingeschränkt belehrbar. Nicht die klügste Maus im Loch. Für einen mit mickrigem Haarwuchs, der sich nur auf zwei Beinen einigermaßen ansehnlich fortbewegen kann, eh nicht so schlecht. Aber wenn man den Kopf so weit oben hat, werde halt auch die Luft ein bisschen dünn, meint er.Dabei seien seine paar Wünsche, deren für ein glückliches Katerleben unbedingt notwendige Erfüllung eigentlich keine Kunst sein könne, eh kein Auftrag. Schnurrt er mir ins Ohr. Und schmust eine kleine Liste hinterher:Beim Füttern bitte immer die Sorte und Geschmacksrichtung wählen, die meinem augenblicklichen Geschmack entspricht. Der wechselt natürlich. Also immer mehrere Sorten anbieten. Und zwar die richtigen.Futter, das ich stehen lasse, darf dazu verwendet werden, den Nachbarskater anzulocken. Dann muss ich ihn nicht besuchen, um ihm die Leviten zu lesen.Wenn ich mich in einem Bett ausstrecke, stehen die Bettränder zur freien Verfügung.Für Geschenke, die ich den Zweibeinern zu Trainingszwecken lebend ins Haus bringe, übernehme ich keine weitere Verantwortung.Wenn ich vor dem Haus in der Sonne liege, hat der nachbarliche Autoverkehr Pause. Schlechtes Timing führt zu Wartezeiten.Tierarztbesuche sind unnötig und künftig gefälligst zu unterlassen.Ich antworte ihm frei nach Reinhard Mey, denn in einem bin ich als Mensch besser dran. Darum mag er mich beneiden, denn ich bin der von uns beiden, der den Futterschrank allein aufmachen kann.Er hört es, wirft mir einen verächtlichen Blick zu und zieht von dannen. Ich bin gespannt, welches Geschenk mir der Pepper zum Dank in die Küche bringen wird und hole schon einmal die Küchenrolle … Datenschutzerklärung Impressum Datenschutzerklärung Impressum